„BLEIBT NEUGIERIG UND KRITISCH!“ GRADUIERTENFEIER 2023

Knapp 400 Absolvent*innen der College, der Graduate School und der Professional School wurden bei der Graduiertenfeier im Juni 2023 festlich geehrt und in ihren neuen Lebensabschnitt verabschiedet. Vizepräsidentin Simone Abels, AStA-Sprecher*innen, Vertreter*innen der Student*innen, der Alumniverein und Präsident Sascha Spoun gratulierten den Graduierten und hoben deren Studien-Leistungen, gerade unter den erschwerten Bedingungen der Pandemie, hervor. Der traditionelle Abschlussball setzte zum Schluss einen Glanzpunkt.

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Die AStA-Sprecher*innen Nell Scheffler, Max Dietrich und Dominic Korn ermutigten in ihrer Rede die Absolvent*innen dazu, aktiv zu werden: „Ähnlich wie zu Beginn eures Studiums fragt Ihr Euch vielleicht: Was kommt jetzt? Wie geht mein Weg weiter? Wichtig ist vor allem: Einfach losgehen! Mit Eurem hier erlangten Abschluss habt Ihr eine unfassbar gute Voraussetzung, um Euren weiteren Weg zu beschreiten. Geht raus in die Welt, beobachtet, bleibt neugierig und kritisch!“

Als Vertreterin der Studierenden sprach Giulia Samantha Thomas: „Niemand von uns hat damit gerechnet, dass wir einen großen Teil unseres Studiums allein und in unseren WG-Zimmern verbringen würden. Nicht, weil die Gen-Z so faul und egoistisch ist - ein Vorurteil, das wir heute definitiv aus der Welt schaffen sollten - sondern weil uns die Corona-Pandemie einen erheblichen Teil von dem genommen hat, was die Zeit an der Universität so wertvoll macht: den Austausch untereinander, lange Abende auf der Mensawiese, das Ringen um den transformativen Raum. Umso mehr ist heute ein Tag der Freude und Dankbarkeit, dafür, dass Leben und Lernen wieder uneingeschränkt möglich sind und für das Durchhaltevermögen, die uns hierhergebracht hat.“

Regina Graß vom Alumni- und Förderverein wies auf die Bedeutung eines lebenslangen Netzwerks hin. Gerade in einer immer stärker von digitalen Aushängeschildern und sozialen Medien geprägten Welt ist es leicht, den Wert von persönlichen Beziehungen zu vergessen. Diese, also das „wie arbeite ich und wie arbeite ich mit anderen zusammen“ erwies sich in ihrer postgradualen Arbeitserfahrung als wesentlich bedeutsamer als die Frage was man tut: „Für die Menschen ist es nicht so bedeutsam, was sie tun, sondern, warum sie es tun.  Betrachten wir die Beziehungsebene, auch oder gerade in der Arbeitswelt, so ist das Thema Netzwerken, miteinander in Kontakt sein und sich austauschen, besonders wertvoll. Erinnern Sie sich zurück an die Zeit der Corona-Pandemie. Mit Video-Seminaren, ohne Campus-Leben. Viele sind zurück in die Heimat gezogen, waren auch räumlich ohne Verbindung nach Lüneburg. Gerade in einer Zeit, in der sich die Welt schnell verändert und neue Herausforderungen auf uns zukommen, ist es wichtiger denn je, ein starkes Netzwerk zu haben.“

©Jan Geisler
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Präsident Sascha Spoun griff das aktuelle Thema der Künstlichen Intelligenz auf. Die Diskussion um KI beschränke sich zurzeit auf Rückzugsgefechte. Spoun schlägt eine differenziertere Betrachtung vor: „Das entscheidende an KI ist nicht das Wissen, sondern die Lernfähigkeit. Und die Annahme, dass KI bestimmte Dinge nie wird lernen können, ist überheblich, gerade weil es keine Evidenz dafür gibt, wo die Grenzen des Erlernbaren für Maschinen liegen. Aber das muss Sie nicht beunruhigen. Warum nicht? Beunruhigt in Bezug auf Ihre Bildung, Ihre Qualifikation und damit in Bezug auf Ihre Zukunft zu sein, ergibt sich nur dann, wenn sie darauf schauen, worin KI Sie ersetzen könnte. Ich will hingegen darauf schauen, was sie in Ihnen freisetzen könnte.“ Reflektion sei eines der wichtigsten Studienziele gewesen und dass die Absolvent*innen ihre Abschlussurkunde in den Händen halten, beweise, dass sie reflektieren können. „Die Konfrontation mit KI regt gerade die Selbstreflexion an: Was mache ich anders als die Maschine? Warum mache ich es anders? Was ist daran besser? Oder sogar schlechter? Muss ich alles können, was diese Maschine kann? Wenn nicht, warum nicht? Was muss ich gar nicht können, will ich gar nicht können?“ All diese Punkte seien den Graduierten bereits im Studium begegnet, zum Beispiel die Kompetenz, mit Überraschendem umzugehen – etwa mit dem von niemandem erwarteten Lockdown. „Diese Zeit war eine lange Durststrecke, die Sie tapfer durchgehalten haben, Sie lernten, sich zu arrangieren, lernten Strategien zu entwickeln, um trotz der Umstände erfolgreich lernen zu können. Dafür gebührt Ihnen Anerkennung.“ In Zeiten von Änderung sei es entscheidend, anpassungsfähig zu bleiben, sich motivieren zu können und nicht zu resignieren. „KI lässt sich zum Wohle der Menschheit gebrauchen oder zu ihrem Schaden. Sie ist zunächst neutral. Es kommt auf uns Menschen an, was wir daraus machen. Und damit kommt es auf Sie an, auf Ihre Verantwortung, denn Sie werden künftig in Positionen sein, in denen darüber entschieden wird, ob und wofür KI eingesetzt wird. Sie werden auch Teil einer Gesellschaft sein, die wachsam sein muss gegenüber Missbrauch von KI.“

Der Präsident drückte den Graduierten seine Hochachtung aus: „Gerade dies, die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen und zudem, was damit einhergeht, die Fähigkeit, wachsam zu sein, waren wichtige Bildungsziele Ihres Studiums. Ohne Wachsamkeit, ohne Analysefähigkeit überfordert Verantwortung. Sie haben bewiesen, dass Verantwortung Sie nicht überfordert, weil Sie gelernt haben, sich ein wohlüberlegtes Urteil zu bilden, weil Sie gelernt haben, hinzusehen und zuzuhören, weil Sie gelernt haben, aus Kritik zu lernen und weil Sie sich immer auch damit befasst haben, was sich wie in die Praxis umsetzen lässt.“

©Jan Geisler
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300 Masterabsolvent*innen und 45 Promovierte nahmen aus der Graduate School an der Graduiertenfeier teil. Simone Abels, Vizepräsidentin für die Gradute School, lud sie dazu ein, ihren weiteren Weg aktiv zu gestalten: „Der Abschluss eröffnet Ihnen Türen für Ihre Zukunft und ermöglicht Ihnen Zugänge, die sonst andere Menschen nicht erlangen. Allerdings müssen Sie jetzt auch durch diese Türen hindurchgehen. Und ich wünsche Ihnen, dass Sie Unterstützer*innen finden, die Ihnen helfen zu entscheiden, durch welche Türen Sie durchgehen werden. Dass Sie auch manchmal für sich entscheiden, ganz bewusst eine Tür zuzulassen oder auch wieder zu schließen.“

©Jan Geisler
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  • Jan Geisler