China schweigt: Wie westliche Expatriates erfolgreich mit chinesischen Mitarbeitern kommunizieren

Voice-Verhalten von chinesischen Mitarbeitern

Nach einer kurzen Vorstellung von Dr. Annette Metz durch Prof. Dr. Michael Gielnik, begann der Vortrag zum Thema „China schweigt: Wie westliche Expatriates erfolgreich mit chinesischen Mitarbeitern kommunizieren.“ Frau Dr. Metz erläuterte zunächst, dass ihr das Thema interkulturelle Kommunikation in ihrer Beratungspraxis bei CONBEN als wichtige Herausforderung von internationalen Unternehmen und Teams in China aufgefallen sei. Dies habe Sie dann motiviert sich in Ihrer Promotion, die Sie vor kurzem an der Leuphana Universität Lüneburg abgeschlossen hat, diesem Thema zu widmen.

Warum und wie wird Voice-Verhalten gezeigt?

Als Einstieg in das Thema definierte Frau Dr. Metz die wesentlichen Begriffe. Demnach sind Expatriates Mitarbeiter, die für einen begrenzten Zeitraum (meist 2-5 Jahre) von einem Unternehmen ins Ausland entsandt werden, um dort eine bestimmte Aufgabe zu übernehmen. Diese werden oft als Experten nach China entsandt, sind vielfach aber unwissend über die chinesische Kultur. Voice-Verhalten kann definiert werden als die Kommunikation von Ideen, Anregungen, Bedenken oder Meinungen in Unternehmen mit dem Ziel eine Verbesserung der Organisationsabläufe zu erzielen. Anschließend erläuterte Sie, dass westliche Führungskräfte oft auf das Voice-Verhalten der chinesischen Mitarbeiter angewiesen seien, die chinesischen Mitarbeiter dies aber selten zeigten. Deswegen interessierten Sie sich in Ihrer Promotion insbesondere für zwei Fragestellungen: Warum und wie zeigen chinesische Mitarbeiter Voice-Verhalten?

Die Ergebnisse Ihrer qualitativ angelegten Studie, die Dr. Annette Metz mit zahlreichen Auszügen aus den qualitativen Datenerhebungen untermauerte, zeigten, dass Voice-Verhalten von den westlichen Führungskräften ausdrücklich gewünscht sei. Um allerdings Voice-Verhalten zu ermöglichen, sei eine mittlere bzw. hohe Identifikation der chinesischen Mitarbeiter mit der westlichen Führungskraft notwendig. Der Schlüssel zur Identifikation sei den chinesischen Mitarbeitern Wertschätzung entgegenzubringen und diese als Menschen und nicht nur als Mitarbeitern wahrzunehmen. Westliche Führungskräfte, die chinesische Mitarbeiter zu Voice-Verhalten motivieren könnten, zeigten demnach bestimmte Haltungen und Verhaltensweisen. Zum Beispiel haben Sie eine hohe Menschenorientierung, beobachten alles und lassen sich alles erklären, trauten sich als Westler einfach mit zu schwimmen, zeigten eine hohe Wertschätzung gegenüber China und demonstrierten berechenbares und konsequentes Verhalten. Diese Einstellungen und Verhaltensweisen führten dann zu direktem oder indirektem Voice-Verhalten. 

Nach diesem spannenden Vortrag begann eine angeregte Diskussion mit den Studierenden. Diese wollten zum Beispiel wissen, welche Rolle Sprachkenntnisse in diesem Zusammenhang spielen würden. Dr. Annette Metz erläuterte, dass diese oft überbewertet würden, da fachliche Kompetenz relevanter sei. Sprachkenntnisse könnten aber eine zusätzliche Qualifikation sein. Zudem antwortete Sie auf die Frage wie die intensive Kontaktherstellung bei relativ kurzen Expatriate-Aufenthalten überhaupt möglich sei, dass Arbeitszeit und Privatleben in China schwieriger zu trennen sei. Es sei ggf. sinnvoll, dass Wochenende auch zur Kontaktpflege und zum Kennen lernen der Mitarbeiter zu nutzen.

Den Abschluss der Veranstaltung machte Prof. Dr. Deller als Organisator des Leuphana Wirtschaftsforums. Er verwies zunächst darauf, dass es im Rahmen der Kooperation mit der Peking Universität die Möglichkeit gäbe, ein Auslandssemester an der dortigen Universität zu verbringen. Zudem markierte der Vortrag von Dr. Annette Metz den Abschluss der Praxisvortragsreihe Leuphana Wirtschaftsforum im Sommersemester 2015. Allerdings, werde das Leuphana Wirtschaftsforum im nächsten Semester weitergeführt, dann mit dem Fokusthema „Digitalisierung.“

Leuphana Wirtschaftsforum: Vortrag zum Personalentwicklung und Multichannel

Der Vortrag von Dr. Stefan Müller, Vorstand der expert AG, war eingebettet in die Vorlesung „Betriebswirtschaftliche Grundlagen des E-Business“ von Prof. Dr. Mathias Groß. Mindestens 70 Studierende und andere Interessierte waren gekommen, um den Vortrag zum Thema „Herausforderungen im Handel meistern: Personalentwicklung und Multichannel“ zu folgen. Gleich zu Beginn forderte Dr. Müller die Zuhörer und Zuhörerinnen auf sich durch Fragen und eigene Ideen aktiv in den Vortrag einzubringen. Dieser Aufforderung kamen die Anwesenden gerne nach, was zu einem sehr angeregten Austausch führte.

Die Herausforderungen im modernen Handel

Dr. Müller startete mit einer kurzen Einführung zu Fachhandelskooperationen im Allgemeinen und der expert AG im Speziellen. Die expert AG ist eine Verbundgruppe, bei der unter einer „Dachmarke“ eigenständige Händler gebündelt werden. In Deutschland gibt es ca. 320 Verbundgruppen, die einen Außenumsatz von ca. 490 Mrd. € erwirtschaften. Die expert AG wurde 1962 gegründet und hat derzeit 461 Standorte in Deutschland. Der Lizenzerwerb durch eigenständige Händler erfolgt durch Aktienbeteiligungen an der expert AG. Im Vergleich zu große Händlern, die Saturn und Mediamarkt, setzt die expert AG auf Differenzierung durch Service- und Beratungskompetenz der Verkäufer in den Filialen.

Dies leitete über zum nächsten Thema von Dr. Müller, der Herausforderung der Weiterbildung der Mitarbeiter. Aufgrund der Schnelllebigkeit der Märkte, veränderten Marktbedingungen und dem oft hohen Kenntnisstand der Kunden durch den Informationszugang über das Internet, müssten die Verkäufer gestiegene Anforderungen bewältigen. Um auf diese Herausforderungen zu reagieren betreibt die expert AG die expert Akademie für Aus-, Fort-, Weiterbildungsmaßnahmen. Durch Präsenzschulungen erreichte die expert AG ca. 25% der Mitarbeiter mit den Schulungsmaßnahmen. Diese Angebot wurde erweitert um Online Trainings durch die expert Akademie 2.0, die vor ein paar Jahren eingeführt wurde. Das Hauptaugenmerk der e-Learnings liegt auf der Vermittlung von Fachwissen und Mitarbeiter können vom Arbeitsplatz und von zu Hause auf die Trainings zugreifen. Bisher gibt es eine sehr gute Resonanz auf diese Trainings und die Produktschulungen zählen mit ca. 61% Kursaufrufen zu den am stärksten frequentierten Angeboten. Auf Nachfrage hinsichtlich der Erfolgsmessungen der Trainings erläuterte Dr. Müller, dass bei ca. 40% der Trainings am Ende eine integrierte Erfolgsmessungen erfolgt. Zusätzlich wird bei fast allen Trainings die Zufriedenheit der Teilnehmer mit dem Training abgefragt und diese Information wird auch allen Mitarbeitern zur Verfügung gestellt.

Die Weiterentwicklung eines integrierten Multichannel-Ansatzes (stationärer Handel, Print, Internet) gehöre laut Dr. Müller zu der zweiten großen Herausforderung der expert AG. Anders als bei klassischen Onlinehändlern, hat jeder Fachmarkt eine individuelle Internetseite, um die regionale Kundenansprache zu gewährleisten und als Unterstützung des stationären Handels zu wirken. ECommerce ist zudem eins der vier Hauptthemen der expert Akademie und die Inhalte dieses Moduls werden ausschließlich über e-Learning vermittelt. Hier hakte ein Studierender ein und wollte wissen, warum man aus Dr. Müllers Sicht überhaupt noch Elektronikprodukte im stationären Handel kaufen sollte. Dr. Müller verwies hier auf die Renaissance von Service- und Beratungsleistungen im Handel, räumte aber ein, dass nicht für alle Produkte und Kundengruppen der Kauf im Handel immer die richtige Wahl sei.

Abschließend  fasste Dr. Müller zusammen, dass Kunden optimale Einkaufserlebnisse auf sämtlichen Multichannel-Kanälen erwarten. Dies mache die Anpassung von Geschäftsmodellen an wechselnde Marktbedingungen notwendig und erfordere insbesondere kompetentes und geschultes Personal im stationären Handel um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben.

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  • Prof. Dr. Mathias Groß