Trained Apes in Artificial Environments. Some Notes on the Media Archaeology of the Behavioral Sciences

CDC Research Colloquium

11. Jun

Daniela Wenz (Ruhr University Bochum)

Ausgehend von den so genannten sozialen Robotern, die für die Diagnose und Therapie von Kindern mit geistigen Behinderungen und Autismus entwickelt und eingesetzt werden, möchte ich die Geschichte dieser Technologien ausnahmsweise einmal nicht aus der Perspektive der Ingenieurwissenschaften und der Informatik beschreiben, sondern mich auf eine bisher völlig übersehene Geschichte konzentrieren, die ihre Ursprünge in der Verhaltensforschung und der klinischen Psychiatrie verortet. Den meisten Robotikstudien in diesem Bereich ist gemeinsam, dass sie auf Techniken zur Verhaltensmodifikation beruhen, mit denen in der Verhaltensforschung und -therapie seit den späten 1940er Jahren experimentiert wird. Doch paradoxerweise scheint die Faszination der Robotik- und Technologieunternehmen für die Theorien und Erkenntnisse des Behaviorismus die entscheidende Rolle, die interaktionsbasierte Umgebungen und heterogene Medienensembles bereits in der Mitte des Jahrhunderts bei Verhaltensexperimenten und -therapien spielten, eher zu verschleiern als aufzudecken, wenn es darum geht, wie unerwünschtes Verhalten beseitigt und erwünschtes Verhalten hervorgerufen werden kann. Kern der Argumentation ist die Analyse mehrerer Studien zur experimentellen Verhaltensanalyse und angewandten Verhaltenstherapie mittels "künstlicher Umgebungen", deren genealogische Beziehung zu zeitgenössischen Robotertherapien diskutiert wird.

  • 11.06. / 12-2pm
  • Raum: C40.320

Daniela Wentz ist Medienwissenschaftlerin und derzeit Postdoc im interdisziplinären Forschungsprojekt "Interact! Neue Formen der sozialen Kommunikation mit intelligenten Systemen" an der Ruhr-Universität Bochum. Sie arbeitet an einem Projekt über Affective Computing und künstliche emotionale Intelligenz aus medienhistorischer und epistemologischer Perspektive.

Zu ihren jüngsten Veröffentlichungen gehören: Kritik postdigital, Lüneburg: meson, 2023 (Hrsg. zusammen mit L. Hille); "Through the Autism Glass. Behaviouristische Interfaces und die (Inter)action Order", in: Interface Critique 4, 2023, "Tales from the Loop. Autismus, Technologien und Subjektivierung", in: Feministische Studien (2/2022), Thema "Subjektivierung des Digitalen", S. 260-275; "Nudged to normal. Images, Behaviour and the Autism Surveillance Complex", in: Digitale Kultur und Gesellschaft 02/2021, Ausgabe "Vernetzte Bilder im Überwachungskapitalismus", S. 265-286.

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  • Ina Dubberke