Sommerakademie
Ich freue mich sehr, dass mit der Leuphana Sommerakademie an unserer Universität ein bundesweit anerkanntes Förderkonzept für benachteiligte junge Menschen wissenschaftlich entwickelt, praktisch erprobt und als ein bundesweit wirksames Programm etabliert wurde.
Zum unternehmerischen Geist unserer Universität passt nun auch der nächste Entwicklungsschritt, nämlich die Ausgründung in ein eigenständiges Sozialunternehmen außerhalb der Universität, das weitere Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet.
Dafür wünschen wir den Gründerinnen alles Gute und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit!
Prof.(HSG) Sascha Spoun, Präsident der Leuphana Universität Lüneburg
Das Projekt
„Ich werd' mal Hartz IV!“ – dieser resignierte Spruch ist unter manchen Schülern bereits zum geflügelten Wort geworden. Woher kommt dieses offenbare Gefühl der Chancenlosigkeit? Was ist zu tun?
Die Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Übergang junger Menschen von Schule in Ausbildung und Beruf sind in den letzten Jahren deutlich schwieriger geworden, denn die beruflichen Qualifikations- und Leistungsanforderungen sind erheblich gestiegen. Arbeitgeber bewerten die Fähigkeiten und Leistungen der Ausbildungsplatzbewerber in den traditionellen Kulturtechniken und Wissensbeständen häufig als unzureichend. Aktuelle internationale und nationale Studien zeigen Gründe auf: Im Bildungs- und Ausbildungswesen in Deutschland besteht erheblicher Reformbedarf! Die Aufgabe, frühzeitig etwas zur Verbesserung der Lehrstellenbefähigung von Schülern zu tun, ist sowohl eine aktuelle als auch zentrale gesellschaftliche Herausforderung. Für eine nachhaltige Verbesserung der Ausbildungsfähigkeit und der beruflichen sowie sozialen Integration sind gemeinsame Anstrengungen erforderlich. Es bietet sich die Chance neue, innovative Wege zu gehen.
Das Konzept der Sommerakademie ergreift diese Chance und leistet damit einen wichtigen Beitrag zu einem umfassenden, präventiv ausgerichteten schulischen und außerschulischen Förderkonzept zur Verbesserung der Berufsfähigkeit von Schülern. Der Sommerakademie kommt dabei nicht nur die Funktion einer modellhaften Maßnahme zu, da sie in eine längerfristige Begleitung der Schüler eingebettet ist.
Das Konzept
In das Konzept der Leuphana Sommerakademie sind die Erfahrungen meiner wissenschaftlichen und praktischen Tätigkeiten ebenso eingeflossen wie das Leitbild der Leuphana: Die Ziele der Universität, die sich dem Humanismus, der Nachhaltigkeit und der Handlungsorientierung verschrieben hat, sollen in einzigartiger Weise verbunden werden. Das Projekt steht damit in der Tradition Wilhelm von Humboldts, der die Verbindung von Allgemeinbildung und Berufsbildung erkannt hatte.
Prof. Dr. Kurt Czerwenka
Entscheidend bei der erfolgreichen Förderung von Risiko-Schülern nach der Methode von Prof. Czerwenka ist die Annahme, dass (neben der Veränderung des gesellschaftlichen Umfeldes) nicht ein Mehr an Wissen nötig ist, sondern eine andere Pädagogik.
Durch die Verknüpfung von Elementen persönlicher Förderung und der Wirtschaftspsychologie verlagert sich der Schwerpunkt bei Czerwenkas Methode von einer zertifikatsorientierten zu einer kompetenzorientierten Ausbildung.
Drei Besonderheiten zeichnen das Projekt aus:
1. Die Verknüpfung von
- schulisch-kognitiven
- therapeutisch-sozialpädagogischen
- und wirtschaftspsychologisch-kommunikationsorientierten Bausteinen
2. Die universitäre Anbindung des Projekts:
- Theorie und Praxis gehen Hand in Hand
- Qualifizierung von zukünftigen Fachkräften durch die direkte Einbindung von Studenten
3. Einjährige Nachbetreuung durch Studierende
Die Besonderheit des von Prof. Czerwenka entwickelten Konzepts liegt in der Verknüpfung von schulisch-kognitiven, therapeutisch-sozialpädagogischen und wirtschaftspsychologisch-kommunikationsorientierten Bausteinen. Prof. Czerwenka verfolgt damit einen ganzheitlichen kompetenzorientierten Ansatz. Eine weitere Stärke liegt in der universitären Anbindung des Projekts: Theorie und Praxis gehen Hand in Hand.
Durch die enge Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern und Netzwerkarbeit mit verwandten Projekten wird das Vorhaben ständig optimiert. Die Beteiligung von Studierenden an der Durchführung der Sommerakademien hat den positiven Effekt, dass junge Fachkräfte für die Bildungsvermittlung qualifiziert werden und so bereits im Studium wichtige Erfahrungen für ihren späteren Einsatz als Lehrerinnen und Lehrer sammeln.
Die Kompetenzen der beteiligten Schüler werden durch das Arbeiten in Projekten mit lebensnahen Bezügen gefördert, anstatt sie durch die Konfrontation mit ständigem Nicht-Können zu frustrieren. Gerade für lernschwache Schüler erweist sich dies als große Chance, ihre teilweise resignative Haltung aufzugeben und Anschluss an die Arbeitswelt zu finden.
Die Leuphana Sommerakademie unterscheidet sich aber nicht nur durch ihren ganzheitlichen, nachhaltigen Ansatz von anderen, ähnlichen Projekten, sondern auch durch eine eng mit der Agentur für Arbeit abgestimmte Erfolgskontrolle und durch die Nachbetreuung der teilnehmenden Jugendlichen für ein weiteres Jahr im Anschluss an die Sommerakademie.
Die Erfolge
Bundesweit haben bisher mehr als 1800 Jugendliche in 48 Camps seit 2007 ihre Chancen genutzt und wurden nachhaltig in ihrer Ausbildungsreife gestärkt.
Dank der Unterstützung von Sponsoren konnten sie kostenfrei an der Sommerakademie und der einjährigen Nachbetreuung teilnehmen.
Durch Intensivförderung in den dreiwöchigen Sommercamps und die nachhaltige Begleitung im letzten Schuljahr erhöhen sich nicht nur Selbstwertgefühl und Lernbereitschaft, sondern auch Motivation und Ausbildungsfähigkeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die erreichte Quote bei den erfolgreichen Abschlüssen liegt mittlerweile bei über 90 % (zum Teil bei bis zu 100 %), und die sehr gute Quote bei den direkten Übergängen in den Ausbildungsmarkt (v. a. in Bayern) zeugt von den enormen Erfolgen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die gestiegene Motivation zeigt sich dann vor allem beim direkten Übergang in die Berufsausbildung und mit der Tendenz zu höheren Bildungsabschlüssen im Anschluss an die Sommerakademie.
Dank an die Partner
Die langjährige Projektleiterin Maren Voßhage-Zehnder hat mit ihrer Mitgesellschafterin Antke Kreft die in Hamburg ansässige gemeinnützige GmbH „Phase BE – Bildung heißt Entwicklung“ gegründet, um auch in Zukunft mit den bekannten und neuen Kooperationspartnern in den Regionen Sommerakademie-Projekte realisieren zu können. Prof. Czerwenka, der die Sommerakademie aus seiner Forschung heraus entwickelt hat, wird die neue Gesellschaft weiterhin mit seiner psychotherapeutischen Expertise unterstützen. Mit dem erfolgreichen Konzept, der Expertise und dem großen Netzwerk aus regionalen Förderern, Schulen, Fachkräften und Studierenden wird die Sommerakademie zukunftsfähig!
Wir danken der Unternehmensberatung „goetzpartners“ herzlich für die intensive pro-bono-Begleitung in diesem Prozess. Während der 10-jährigen Erprobungs- und Umsetzungsphase wurde die Sommerakademie von Prof. Czerwenka und Frau Voßhage-Zehnder intensiv beforscht und weiterentwickelt. Dabei haben u.a. die Unterstützung durch die DOHLE Stiftung beigetragen. Durch die Finanzierung einer zusätzlichen Stelle in den vergangenen Jahren konnte das Projektbüro entlastet werden und in die Herausforderungen der Weiterentwicklung gemeistert werden. Wir freuen uns, dass die DOHLE Stiftung auch zukünftig als wichtige Entwicklungspartner die Durchführung der Sommerakademien in ganz Deutschland begleiten und ermöglichen werden.
Seit dem Pilotprojekt für Lüneburg im Sommer 2007 konnten an der Leuphana Universität Lüneburg 55 Projekte nach dem von Prof. Kurt Czerwenka entwickelten Konzept „Leuphana Sommerakademie – Fit für die Lehrstelle“ umgesetzt werden. Mehr als 2200 junge Menschen haben durch die Förderung der regional fördernden Partner die Chance erhalten, sich intensiv mit ihrer beruflichen Zukunft auseinanderzusetzen. Für das Vertrauen und die Unterstützung unserer Kooperationspartner während dieser 10 Jahre bedanken wir uns auch im Namen der Absolvierenden in ganz Deutschland von Herzen!
Wir danken den Partnern, die dem Team der Sommerakademie ihr Vertrauen geschenkt haben und auch in der Zukunft mit uns junge Menschen fördern wollen. Wir danken der DOHLE Stiftung für die besondere Unterstützung unserer Arbeit. Wir freuen uns auf die Fortführung und Vertiefung der Kooperationen und auf neue Herausforderungen!
Maren Voßhage-Zehnder
Kontakt
Leuphana Kooperationsservice
Universitätsallee 1, 21335 Lüneburg
Fon +49.4131.677-1422
claudia.neumann@leuphana.de